Mathestudium

FakultÀt

Die FakultĂ€t hat in den sehr ausfĂŒhrlichen Hinweisen auf ihrer Webseite viele brauchbare Infos parat. Ganz allgemeine Informationen zum Mathematikstudium findet ihr auch im „StudienfĂŒhrer Mathematik“.

Ist Mathe zu schwer?

Jein. Vermutlich wirst Du es als schwer empfinden. Eine Mathevorlesung erfordert Zeit und gelegentlich auch die FĂ€higkeit, sich zu quĂ€len und an einem Problem festzubeißen. HĂ€ufig versteht man in einer Mathematikvorlesung nicht alles; und gelegentlich dauert es Wochen oder Monate, bis man den Sinn einer Konstruktion vollstĂ€ndig erfaßt. All das sind Eigenheiten, die einem so in einem sprach- oder sozialwissenschaftlichen Studiengang kaum begegnen. Letztlich kommt es aber doch auf das persönliche Talent an: Manch Mensch kann kaum einen halben Satz gescheit artikulieren, meistert aber abstrakte Probleme spielend und umgekehrt. Die Mathematik erfordert eine gewisse Begabung, Ă€hnlich der MusikalitĂ€t. Mit ihr es es leichter, ohne schwerer, aber trotzdem möglich.

Allerdings darf man das auch nicht ĂŒberbewerten: Sowohl die Physik als auch die Mathematik werden ein wenig mystifiziert: Die Abbrecherquoten seien so hoch, man mĂŒsse eine „Intelligenzbestie“ sein, um das Studium zu meistern. Aus persönlichen Erfahrungen kann ich bestĂ€tigen, dass das Unsinn ist. Auch reichlich trĂŒbe Tassen können sehr wohl das Studium schaffen. Viele Studenten haben manchmal Probleme oder lassen WissenslĂŒcken. Vielleicht reichts dann nicht fĂŒr eine Forscherkarriere; ein ordentlicher Abschluß ist aber allemal drin.

AmmenmĂ€rchen wie „Boah, vor den Klausuren mußt Du mindestens 50 Stunden lernen und trotzdem fallen 70% durch“ sind genau das: AmmenmĂ€rchen. Meist genĂŒgt es die Übungszettel vor der Klausur noch einmal durchzugehen. Diese sind nĂ€mlich meist viel schwerer als die Klausur selber, sodass man mit ein wenig Wiederholung schon sehr gut vorbereitet ist. Lass dich also nicht vom vermeintlichen Schwierigkeitsgrad abschrecken. Selbst wenn Du feststellen solltest, dass dir das Studium nicht liegt, verlierst Du allenfalls ein halbes oder ganzes Jahr – das kann einem der Versuch schon wert sein.

Mathematik an der Uni

Erstens: Mathematik kennst Du wahrscheinlich nicht aus der Schule. Was Du meinst, ist vermutlich Rumgerechne an irgendwelchen Beispielen. Wie es in den oben erwĂ€hnten „Hinweisen fĂŒr StudienanfĂ€nger/innen“ heißt: „Die Mathematik, wie sie Ihnen hier an der UniversitĂ€t entgegentreten wird, kann nur bedingt mit der Schulmathematik verglichen werden. Sie ist gekennzeichnet durch: den axiomatischen Aufbau, die prĂ€zisierte mathematische Sprache sowie den hohen Abstraktionsgrad.“

Klingt vermutlich schlimmer als es ist, aber die Unimathe beschĂ€ftigt sich weit mehr mit der (grauen? von wegen!) Theorie; Beispiele sind zwar nicht vom Aussterben bedroht, haben aber Seltenheitswert. Dagegen wird auf strukturelle Aspekte sehr viel Wert gelegt, jede Aussage wird sauber bewiesen. Dies ist im Übrigen auch einer der GrĂŒnde dafĂŒr, dass die Abiturnoten in Mathe de facto gar kein Maß fĂŒr die Eignung als Mathestudi sind.

Wenn Du einen Eindruck erhalten willst, kannst Du ja mal einen Blick in ein typisches Skript (= vom Prof erstellter Begleiter zur Vorlesung) fĂŒr die Analysis und die Lineare Algebra werfen.

Die Heidelberger MathefakultÀt

Die Frage was die Heidelberger MathefakultĂ€t von den anderen unterscheidet kommt einem schon mal auf. Zum einen muss man antworten, dass das Mathestudium an vielen UniversitĂ€ten den gleichen Aufbau hat. Zum anderen ist in Heidelberg die Numerik und der Themenkomplex Arithmetische/Algebraische Geometrie gut vertreten. Die Wahrscheinlichkeitstheorie und Stochastik ist eher dĂŒnn besetzt. Mit dem Mathematikon ist ein modernes GebĂ€ude gegeben in dem viel Platz fĂŒr Studierende vorhanden ist und man eine gute Vernetzung mit der Informatik hat, da sich zumal die FakultĂ€t aus Mathe und Informatik zusammensetzt. Das GebĂ€ude wurde von der Klaus-Tschira-Stiftung ermöglicht.

Die Forschungsschwerpunkte der Heidelberger Mathe kannst Du auch im StudienfĂŒhrer nachlesen; aber all das sind eher WorthĂŒlsen fĂŒr Dich. Keine FakultĂ€t ist in allen Bereichen gut, dazu ist die Mathematik mittlerweile viel zu sehr spezialisiert. Du hast auf jedenfall sowohl in der reinen als auch in der angewandten Mathe die Möglichkeit, Dich in einem Bereich zu spezialisieren, in dem Heidelberg zu den fĂŒhrenden Fachbereichen zĂ€hlt. Das ist etwa in der angewandten Mathematik alles, was sich mit Wissenschaftlichem Rechnen oder numerischen Simulationen beschĂ€ftigt. 2007 hat die Mathe in der Exzellenzinitiative eine Graduiertenschule fĂŒr Wissenschaftliches Rechnen bekommen. Das hat zwar direkt keine Auswirkungen auf dein Studium, zeigt aber, dass es hier einige fĂ€hige Professoren auf diesem Bereich gibt.

Wie bereite ich mich vor?

Das Mathestudium fĂ€ngt im wesentlichen bei Null an; anders als etwa in der Physik oder in ingenieurwissenschaftlichen StudiengĂ€ngen wird der Oberstufenstoff nicht vorausgesetzt, sondern neu entwickelt. NatĂŒrlich ist eine gute Kenntnis desselbigen alles andere als schĂ€dlich; doch das systematische Aufarbeiten ist reichlich ĂŒberflĂŒssig. Genieß die freie Zeit, verdien‘ ein bisschen Kohle oder schau Dir schon mal die neue Stadt an.

Was fĂŒr BĂŒcher muß ich mir kaufen?

Das hĂ€ngt natĂŒrlich von Deinem persönlichen Lesegeschmack ab (wobei es da bei den meisten Mathematikern zappenduster aussieht), aber mal ganz im Ernst: Kauf Dir keine MathebĂŒcher vor dem Studium. Erstens geben die Dozenten in der Regel eine Liste von BĂŒchern an, die sie fĂŒr empfehlenswert halten, zweitens kann man vor dem Studium gar nicht sagen, welche BĂŒcher fĂŒr einen selber am Besten geeignet sind, und drittens stellt man dies am ehesten durch Ausleihen aus der Unibibliothek fest. FĂŒr Lehrbuchtipps lohnt es sich auch, einen Blick ins Erstiinfo zu werfen.

Die „Gute Seite der Macht“ – Mathe oder Physik?

SelbstverstÀndlich Mathematik. Mathematik bedeutet Reinheit, Perfektion und Schönheit.
„Mathematik ist Sinn“ (Heisenberg), „Pure Mathematics is the poetry of logical ideas“ (Einstein), ,,Mathematics is the laguage in wich the universe was written“(Galileo). ,,Mathematica et regina et ancilla – Königin und Magd in Einem (Gauß). Haltet die Augen offen vielleicht entdeckt ihr die letzten beiden Zitate im Konsumikon irgendwo wieder.
Mit der Mathematik – dem „Leben der Götter“ (Novalis) sichert man sich Unsterblichkeit, denn „an Archimedes wird man sich erinnern, wenn Aischylos vergessen ist – weil zwar Sprachen sterben, nicht aber die mathematischen Ideen“ (Godfrey Harold Hardy).
,,Die Mathematik ist die Ă€lteste Wissenschaft in der wir wandeln. Sie entsteht in allen Teilen der Welt, verbindet diese und ist so philosophisch wie die Philosophie selber“(Ari). Wenn die Physiker ĂŒberhaupt mal eine Theorie entwickeln – „die Physik ist fĂŒr die Physiker eigentlich viel zu schwer“ (Hilbert) – dann ist sie kontaminiert von willkĂŒrlichen AbschĂ€tzungen, unbegrĂŒndeten Annahmen und einem starken Praxisbezug. Ohne die angewandte Mathematik wĂ€ren die Physiker noch nicht einmal in der Lage, lĂ€ppischste Diffusions- oder Strömungsprobleme zu berechnen.
Noch effektiver als beim Physiker wirkt der Ruf des Mathematikers weit ĂŒber die Grenzen seines Fachs hinaus und schirmt den Mathematiker von unangenehmen Störungen ab: „Die Mathematik ist doch die angenehmste Wissenschaft; sie und die Astronomie vertreten bei mir Tanzgesellschaften, Konzerte und andere derartige Belustigungen, die ich nur dem Namen nach kenne.“ (Bessel)

Du wolltest doch Algebra, da hast du den Salat. (Jules Verne)